Informationen rund um die Medizin-Forschung- heute und morgen
NAKO lebt – trotz Corona
Groß angelegte Studie gibt einzigartige Einblicke
in die allgemeine Gesundheitslage in Deutschland
Die medizinische Durchleuchtung von rund 200.000 Erwachsenen beider Geschlechter
in Deutschland – NAKO, Nationale Kohorte - geht mit
Hochdruck weiter.
Selbst die aktuelle
Corona-Pandemie konnte der bdeutenden
epidemiologischen Studie nichts anhaben. Im Gegenteil!
Das Programm wurde sogar noch
erweitert und gab erste Hinweise auf die Durchseuchung der Bevölkerung mit
dem Corona-Virus.
Was in anderen Ländern gang und gäbe ist, kommt in Deutschland nur langsam in Fahrt: die epidemiologische Forschung
an großen zufällig aber repräsentativ
ausgewählten Bevölkerungsgruppen. Dabei spielen zuverlässige
epidemiologische Daten über den Gesundheitszustand eine so wichtige Rolle
für eine vorausschauende Planung in der Gesundheitspolitik.
Kleinere, regionale Studien wie KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) oder SHIP (Study of Health in Pomerania) wurden zwar bereits in den 1990er Jahren aufgelegt, beschränkten sich aber auf Augsburg und Vorpommern.
Bei NAKO wurden die Probanden deutschlandweit repräsentativ und zufällig anhand von Daten der Einwohnermeldeämter ausgewählt, angeschrieben und zur Teilnahme aufgefordert. Die die Response-Rate betrug immerhin 17 Prozent, erläuterte der derzeitige Vorstandsvorsitzende der Studie, Prof. Dr. Henry Völzke, Greifswald. Repräsentativ ist nicht nur die Alters- und Geschlechtsverteilung, sondern auch der Anteil von Arbeitslosen mit 3,5% sowie der von Probanden mit Migrationshintergrund, 16 Prozent.
An 18 Studienstandorten in Deutschland werden die mehr als 200.000 Probanden regelmäßig alle fünf Jahre untersucht bzw. nach ihrem Gesundheitszustand befragt. Wegen der Corona-Restriktionen konnte das Programm zeitweise zwar nur eingeschränkt durchgeführt werden, dennoch ist der erste Untersuchungszyklus längst abgeschlossen und die zweite Untersuchung läuft seit 2019 und eine dritte ist geplant. Die Pandemie hat sogar zu einer Erweiterung des Programms geführt.
Der
Fragekatalog enthielt schon Fragen zur psychischen Belastung der
Studienteilnehmer. Dieses Fragensegmant
wurden nun sogar erweitert. Und dank er umfangreichen zur Verfügung stehenden Laborkapazitäten konnten Blutproben auf
Corona-Antikörper getestet werden. Hier zeigte sich, dass etliche Probanden unbemerkt Kontakt mit dem Virus hatten.
Die Auswertung und Beurteilung der Datenmengen beschäftigt
die Mitarbeiter der Studie.
Sie wird
noch viele Jahre in Anspruch nehmen, zumal die Untersuchungen mit jährlichen Abfragen und
medizinischen Check-ups alle fünf Jahre
weiterlaufen.
Dieses in Deutschland einmaligen Großprojekt wird hoffentlich noch weit über die zunächst
bis 2028 gesicherte Zeit hinaus finanziert, damit so manche
offene Fragen erforscht werden können - wie
beispielsweise durchschnittliche Organgrößen von Pankreas und Milz, die per MRT sichtbar gemacht werden können.
Medizinjournalisten-Stammtisch, München, Dezember 2022
Dr. med. Ulrike Röper
bearbeitert durch Dr.med.Jochen Kubitschek